Wir sind noch einmal davongekommen

2021

Theater am Weinberg präsentierte 2022 „Wir sind noch einmal davongekommen“ – des US-amerikanischen Schriftstellers und dreifachen Pulitzer-Preisträgers Thornton Wilder.

In dem 1942 entstandenen Stück findet der Autor als Soldat mitten im 2. Weltkrieg zu einem optimistischen Gedanken: Die Menschheit rappelt sich trotz aller Katastrophen immer wieder auf – das Leben geht weiter. Er zeigt das auf witzig-groteske, oft absurde Weise am Beispiel der amerikanischen Familie Antrobus – eine Anlehnung an das griechische Wort Anthropos, der Mensch. Zeitebene und Realität sind aufgehoben. George und Maggie Antrobus (sie sind gleichzeitig Adam und Eva, wohnhaft im New Jersey der 1940er Jahre) überleben mit ihren Kindern Henry und Gladys Eiszeit, Sintflut und Krieg und haben gleichzeitig die Alltagssorgen und Marotten des Mittelstands ihrer und im Grunde auch unserer Zeit.

Mr. Antrobus verkörpert – teilweise persiflierend – den "ewig strebenden" Menschen, Mrs. Antrobus die wegen ihrer Kinder nie aufgebende Frau. Interessant die Figur des Sohnes Henry: Er ist zugleich Kain, die ewig destruktive, gewalttätige, tödliche Seite des Menschen. Nicht genügend wahrgenommen wird von ihrer Familie (und vom Autor) die Tochter Gladys. Doch gerade sie macht im Stück eine Entwicklung durch. Begleitet wird die Familie in all dem von Sabina, einer Art Haushaltshilfe oder Faktotum: frech, eitel und ganz schön zickig schimpft, meckert und flirtet sie, was das Zeug hält, sehnt sich nach gesellschaftlichem Aufstieg, ist einerseits ganz Weibchen, andererseits eine abgebrühte (Über)Lebenskünstlerin, und hat im Grunde das Herz am rechten Fleck.

Wilder ist in seinen stilistischen Mitteln verblüffend modern, in den gesellschaftlichen Aspekten ist sein Stück aber deutlich von den 40er (und 50er) Jahren geprägt. Trotzdem ist uns dieses Stück – dramaturgisch umfassend bearbeitet von Gertrude Tartarotti - gerade jetzt wichtig, denn aus einer Phase des Wohlstands und der Sicherheit ist unsere Gesellschaft völlig unerwartet durch eine Pandemie in die Unsicherheit gestürzt. Und die selbstverschuldete Klimakrise stürzt uns in Ratlosigkeit. Wir können Wilders Optimismus gerade jetzt gut brauchen.

Vorstellungen: 18.-25. November 2021 im Festsaal der Burg Perchtoldsdorf , jeweils 19.30 Uhr

INTENDANZ: Christine Kolbábek

REGIE & DRAMATURGIE: Gertrude Tartarotti

PRODUKTIONSLEITUNG: Christine Kolbábek, Sabrina Bartl, Rafael Klausner, Alice Rabl und Elisabeth Rössler