2019
DER PARASIT - Friedrich Schiller nach dem Französischen des Lois Benoit Picard
Das Theater am Weinberg präsentierte seinem Publikum "Der Parasit", eine Komödie des französischen Autors der Revolutionszeit Picard. Diese wurde vom genialen Klassiker Friedrich Schiller übersetzt und bearbeitet. Es handelt sich um eine bissige Politsatire von geradezu erschreckender Aktualität.
Protagonist ist der mäßig begabte Selicour, der nur in einem Punkt brilliant ist, nämlich sich durch Lüge, Schmeichelei und Betrug an die Spitze zu hieven. Er ist das Musterbeispiel eines Schleimers, buckelt nach oben, kriecht geschmeidig den Machthabern in eine Körperöffnung (…gemeint ist das Ohr, was dachten Sie…). Gleichzeitig tritt er skrupellos und treffsicher nach unten. Selbst korrupt bis in die Zehenspitzen macht er sich bei den Korrupten unentbehrlich. Er schmückt sich mit den Leistungen und Werken der anderen und windet sich, aalglatt lügend, aus jeder brenzligen Situation. Die aufrechten, gebildeten und liebenswürdigen Menschen rund um ihn durchschauen ihn nicht oder sie sind seinen Machenschaften nicht gewachsen. Auch eine schüchtern aufkeimende junge Liebe ist durch ihn in Gefahr.
Letztlich geht es um die Frage: Wer gewinnt in der Politik? Wollen die Menschen die Wahrheit überhaupt hören oder wollen sie lieber professionell belogen werden? Eine Frage, die zu allen Zeiten in allen politischen Systemen aktuell ist.
An 7 Spieltagen durfte das Ensemble 1050 Gäste in der Burg Perchtoldsdorf begrüßen und köstlich unterhalten. Mit großem Vergnügen beteiligte sich das Publikum in der Pause an der Abstimmung über den gewünschten Ausgang der Geschichte – mittels von der Gemeinde Perchtoldsdorf zur Verfügung gestellter Originalwahlurnen. Die Mehrheit stimmte für das Happy End und gegen den realistischen Schluss, um letztlich vom Ensemble augenzwinkernd beide Schlussvarianten serviert zu bekommen, was jeweils freudig akklamiert wurde.
DRAMATURGIE und REGIE: Gertrude Tartarotti
INTENDANZ und CO-REGIE: Christine Kolbábek
ES SPIELTEN: Sabrina Bartl, Lukas Brenner, Renate Ebermann, Stefan Erhard, Raffael Klausner, Annette Lammer, Markus Oberhauser, Alice Rabl, Isabell Riedl, Annemarie Schwarz, Uschi Stöckl